Innerdalen und (mal wieder) Storlidalen über den 1.Mai

Es fühlt sich komisch an und ziemlich falsch. Wir sind in Trondheim, es ist 11 Uhr morgens und es ist warm genug für kurze Hosen (11°C, die spinnen die Norweger). Wir wollen heute noch nach Innerdalen auf die Dronningkrona (1825 m ü. NN). Natürlich kommen wir nicht um 11 los, der Eine vergisst die Schuhe, der Andere bringt noch Essen mit und der Dritte kocht beziehungsweise frühstückt noch. Irgendwann mal ist der gute alte Audi 80 gepackt und los geht es auf die E6 Richtung Süden. Gegen 15 Uhr erreichen wir den Parkplatz in Innerdalen. Für den versierten Alpen-Frühjahrs-Tourengänger steht spätestens jetzt der Zeitplan Kopf. Das erste Mal dieses Jahr müssen unsere Ski getragen werden. Durch Hänge voll Moss und Gestrüpp geht es bergauf, bis zur Schneegrenze. Dann kommt endlich wieder Schnee unters Fell. Der Schnee ist erst sulzig und wird dann aber schnell hart. In Norwegen hat der Schnee oft keine Möglichkeit tageszeitenbedingt zu schmelzen, da es nicht warm genug wird. Auf harten windverpressten Schnee steigen wir auf und stellen hierbei schon fest, dass die Abfahrt kein Genuss wird. In einem steileren Hang (35°) haben wir Probleme Kanten und Fell gut aufzusetzen. Wir gehen ein paar hundert Höhenmeter nach dem Motto zwei Schritte vor und einen zurück. Hätte man doch die Felle anständig zurecht geschnitten oder nicht bei den Harscheisen gespart und wäre man nicht zu faul die Steigeisen anzulegen. Naja, alles geht vorbei. Wir folgen oben einem Rücken für 2 Kilometer und stehen gegen halb 8 Uhr abends auf der Dronningkrona. Es ist kalt und windig, wie auf jedem Gipfel in Norwegen. Das Panorama hingegen großartig mit Blick auf die Fjorde und Berge. Wir fahren den Rücken hinunter und warten auf den Sonnenuntergang. Drei Tage vorher taten wir dies nicht und bereuten es. Wir warten eine geschlagene Dreiviertelstunde. Die Sonne zeigt sich schließlich unter der Wolkendecke und taucht alles in rot. Bei diesem Licht können wir hervorragend abfahren, da der Kontrast hoch war. Im unteren Bereich gibt es dann noch eine nette Slush-Tree-run Session. Gefahren wird bis es wirklich nicht mehr geht. Dann müssen die Skier wieder auf den Rücken. Gegen halb 11 sind wir schlussendlich wieder am Parkplatz und stellen dort die Zelte auf.

Kongskrona

Am nächsten Tag ging es dann auf die Kongskrona. Wir fahren mit dem Auto bis zum Talschluss und packen die Ski (mal wieder) auf den Rucksack. Wir überqueren einen Fluss und suchen uns einen Weg um die Schneereste herum, da Auffellen etwas zu optimistisch wäre. Als wir das Hochtal erreichen sehen wir schon einige Skitourengruppen vor uns. Es ist fast so voll wie in den Alpen. Heute steigen wir gemütlich auf und  lassen uns nicht stressen. Dabei holen wir uns natürlich einen dicken Sonnenbrand. Von weitem sieht die Aufstiegsspur ziemlich kritisch aus. Steil, Felsbänder und alte Lawinenkegel. Ein Blick auf die Karte gibt aber Entwarnung. Dadurch, dass es diesen Winter ausserordentlich viel Schnee hat lassen sich die Gletscher selbst um diese Jahreszeit seilfrei begehen. Heute zeigt sich das gleiche Problem wie gestern. Die Schneeoberfläche ist hart und Harscheisen besitzen wir immer noch nicht. So schleppen wir uns hunderte Höhenmeter mit Beinarbeit auf den Kanten nach oben. Im oberen Bereich wird es mir zu bunt oder zu steil. Ich schnalle die Ski auf den Rücken und gehe die letzten 50hm zu fuß. Wobei hier ordentlich Stufen geschlagen werden mussten. Oben empfängt uns der übliche norwegische Wind gepaart mit strahlenden Sonnenschein. Wir suchen uns eine windgeschützte Stelle und genießen den Ausblick. Wir fahren nicht ab, wie wir aufgestiegen sind. Dabei müssen wir auf Sicht fahren und einen Gletscherabbruch umfahren. Was zum Glück alles Problemlos funktioniert. Danach cruisen wir locker durchs flachen Gelände. Im Wald wird der Schnee dann auch wieder knapp. So muss hin und wieder das Moos im Wald oder der Ski auf Stein dran glauben. Aber es wird gefahren bis es nicht mehr geht. Am Parkplatz blödeln wir ewig rum, veranstalten ein riesen Chaos und stellen die Zelte auf einer Wiese auf.

Nønshoa

Am nächsten Morgen ist das Wetter eher so mittel. Die Satellitenvorhersage zeigt, dass das Wetter im Nachbartal bis Nachmittags halten soll. So beschließen wir mal wieder nach Storlidalen zu fahren, wo wir diesen Winter schon etliche gute Tage verbracht hatten. Dort besteigen wir noch den Lønshoa, allerdings gibt es von dieser Tour nichts sonderlich Spektakuläres zu berichten. Der Schnee ist so nass, dass es bremst und im oberen Teil bockelhart. Zudem ist die Sicht und der Kontrast noch schlecht. Dafür gibt es aber eine Gipfelhalbe. Es kann nicht jeder Tag ein Traumtag werden.

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