Vulkanausbruch auf Island

Winter 2010. Seit über zwei Wochen bin ich allein im isländischen Hochland unterwegs. Ich sitze vor dem Zelt und denke gerade an das Ende meiner Einsamkeit, als ein Hund auf mich zu rennt und alles gibt, mir die Haut vom Gesicht zu lecken. Es ist Skuggy, der Hund von Gunnar, dem Hüttenwart der isländischen Wanderhütten. „Na also“, denke ich „passt doch. Ein perfekter Lift nach Reykjavik.“ Gunnar und Ole wollen aber erst mal zu dem neuen Vulkan, der gerade ausgebrochen ist. Ich habe keine Ahnung davon, war ja zwei Wochen ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt.

Am nächsten Tag machen wir uns mit den Autos auf den Weg in den Süden. Die ersten 30 Kilometer gehen quer über Eis und Schnee, bis wir die Schotterpiste der Kjölur-Hochlandroute erreichen. Von nun an geht es zügig in den Süden zur Ringstraße und weiter nach Hvolsvöllur. Versuche, mit den Autos ins Tal der Þórsmörk zu kommen, werden von Straßensperren der Polizei vereitelt. Da helfen auch Oles Diskussionen nichts. Das Gebiet ist abgesperrt, die umliegenden Bauernhöfe wurden bereits evakuiert. So fahren wir direkt zum Skógafoss und versuchen von dort aus, zu Fuß den neuen Vulkan zu erreichen.

Direkt am Wasserfall machen wir uns auf den Weg nach Norden. Es sind rund 15 Kilometer Strecke und 1000 Höhenmeter bis zum Pass Fimmvörðuháls, wo der Ausbruch stattfinden soll. Vier Stunden später stehen wir vor dem beeindruckenden Schauspiel. Photogen präsentiert sich der neue Vulkan und speit flüssige, orangefarbene Lava aus einer breiten Spalte. Nach Norden hat sich ein Lavafluss gebildet, über den sich der heiße Brei in Richtung Þórsmörk arbeitet. Ohne es auszusprechen ist uns klar, dass wir auch die Nacht hier verbringen werden. Mit Einbruch der Dunkelheit wird die Szenerie noch magischer. Mit lautem Zischen und Fauchen sprühen unglaubliche Mengen an flüssiger Lava in den Nachthimmel und fallen wie steinerne Wasserfälle wieder zu Boden. Erst am Morgen machen wir uns auf den langen Rückweg, und am Nachmittag erreichen wir Reykjavik. Drei Wochen später bricht in direkter Nachbarschaft zum Fimmvörðuháls der Vulkan unter dem Eyafjallajökull aus und legt den europäischen Flugverkehr lahm.

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